Kunstpreis zum Aschermittwoch 2022
02.03.2022
Schönheit statt Asche
Angesichts von Feuerwehrschläuchen, Badewannen und Blechdosen, die vielleicht zu einer Installation gehören; wo die Ansammlung von Erde künstlerische Äußerung oder nichtssagender Abfall sein kann; wo das, was uns unmittelbar umgibt, wiederkehren kann als Kunst- gegenstand, fällt der schöne Schein einer medialen Ästhetisierung der Lebenswelt demgegenüber umso stärker ins Auge. In dieser Situation kann man den Ausspruch des Propheten Jesaja (61,3) als Frage von Schönheit und Kunst verstehen: verschreibt sich die Kunst Formen der Asche bzw. der Losung Andy Warhols „Beauty is shoe“ oder fragt sie grundsätzlicher nach dem Rätsel der Schönheit, das mehr ist als bloß schöner Schein: welche Funktion, welcher Wert, welche geistige Bedeutung könnte im Anspruch der Schönheit gemeint sein?
Schon der Philosoph David Hume hatte im 18. Jahrhundert die Ein- stellung kritisiert, etwas sei schön, weil es gefällt – eine Einstellung, die wohl auch dem Schönheitsverständnis der Gegenwart entspricht. Demgegenüber liege, so Hume, die Schönheit im Geiste dessen, der sie betrachtet.
Künstlerische Gestaltungen als Vermittlungen von Sinnlichkeit und Sinn, von Natur und Geist, von Schein und Sein stellen ästhetische Ansprüche und Werte der Schönheit anderen gesellschaft- lichen Werten gegenüber: Schönheit steht für eine geistige Wahrheit, deren Inhalt, Bedeutung und Funktion sich im sinnlichen Medium als Teil eines Werkes erschließt.
Die „vision esthétique“ (Sartre) der Schönheit evoziert den Geist des Protestes und der Verheißung. Adorno ist zuzustimmen: Wenn die Affirmation des Banalen, Endlichen, des Negativen, des Todes – Formen der Asche – nicht Anspruch auf letzte Wahrheit sein soll; wenn die Natur im Geiste nicht letztlich zur Naturverfallenheit des Geistes führen soll, dann ist im Staunen über den Rätselcharakter der Schönheit „der Geist am Werk“.
Teilnehmer waren Studierende und Absolventen der Freien Kunstschule Stuttgart. Es wurden folgende Preise ausgelobt:
1. Platz: 1.000 Euro
2. Platz: 500 Euro
3. Platz: 300 Euro
Die Veranstaltung ist aufgrund der bekannten Ungunst der Zeit als Livestream auf YouTube zu sehen.